Die Medaillenschmiede aus dem Striegistal

 

Es gibt Produkte, die sprechen für eine Gegend oder einen 0rt, z.B. Radeberger Bier, Halloren-Kugeln, Halberstädter Würstchen oder Spreewaldgurken. Auch der mittelsächsische 800-Seelen-0rt Bräunsdorf hat solch ein Markenzeichen. Hier werden erfolgreiche Leichtathleten gemacht. Die Abteilung umfasst 70 Sportler, davon sind 50 Kinder. Mitten im herrlich gelegenen Striegistal werden Talente geformt, die bereits beachtliche Ergebnisse aufweisen können. Leichtathletik-Chef Gerd Hofmann und seine 10 Übungsleiter haben dafür gesorgt, dass der Verein im Zeitraum von 2005 bis 2014 bei Deutschen Meisterschaften sieben Titel gewonnen hat. Seit 2002 wurden sieben Bräunsdorfer zum LAC Chemnitz und zwei Sportler zum LV 90 Thum delegiert. Hinzu kommen zahlreiche Medaillen bei Mitteldeutschen-und Landesmeisterschaften.

 

Das wohl größte Bräunsdorfer Talent ist der nun für den LAC startende Riechberger Marvin Schlegel. Bereits 2012 wurde er Mitteldeutscher Meister in der AK 14 über 100 m in 11,69 s. Im Folgejahr erzielte er über 300m mit 35,92 s eine neue deutsche Bestleistung und wurde vom Bundestrainer zum DLV-Lehrgang für die besten deutschen Läufer über 300 m eingeladen. lm Vorjahr war er der bundesweit Beste in der U 18 über 300 m in 35,19 s. Mit 48,14 s über 400 m erkämpfte sich Schlegel den Titel bei den Deutschen Meisterschaften in der U 18. Und auch das Jahr 2015 begann für Schlegel wieder erfolgreich. Bei den Mitteldeutschen Hallenmeisterschaften holte er den Titel über 200 m in der U 18 in der neuen Bestzeit von 22,07 s. Mit dieser Zeit hätte er auch in den U 20 die Goldmedaille gewonnen.

 

Zum Neujahresempfang lud Hainichens Bürgermeister Dieter Greysinger Schlegel und Hofmann ein. lch habe alle Zeitungsartikel über Marvin gesammelt. „So kann ich sagen, vom ersten Tag an die sportliche Entwicklung verfolgt zu haben", sagte Greysinger. Solch ein Talent hat man nicht alle Tage und wir haben alles getan, ihn weiter auszubilden. Sein Entdecker ist der Vater, der uns gebeten hat, den Sohn mal in der Leichtathletik zu testen", erklärt Gerd Hofmann. Er hat mittlerweile ein weiteres großes Talent im Verein. "Es ist ein Mädchen, kommt aus Siebenlehn. Mehr habe ich auch den Trainern vom LAC noch nicht verraten", lächelte der Abteilungsleiter. Auch im Erwachsenenbereich wollen die Bräunsdorfer in Zukunft voll mitmischen. Marco Hofmann, Sohn des Trainers, ist ohne die Werbung des Vaters in die Sportart eingestiegen. Die lange Strecke hat es ihm angetan und er trainiert auch nicht beim Vater. "Ich habe da meine eigene Philosophie und die hat sich bis jetzt gut bewährt", erklärt er. Der 34-Jährige belegte im Vorjahr u.a. Platz 2 in der M 30 bei der Landesmeisterschaft über 10 km, wurde 10. unter über 1000 Startern beim Morgenpost - Marathon in 2:46,52 h und er wurde Zweiter bei der Sächsischen Crossmeisterschaft.

 

Einen Schwachpunkt gibt es allerdings in Bräunsdorf. Für das gerade für Leichtathleten so wichtige Wintertraining steht nur eine kleine Halle zur Verfügung. "Da kann man zwar Krafttraining machen, mehr aber nicht", so Hofmann. Zum Glück kann man an zwei Tagen nach Großschirma und einmal nach Freiberg ausweichen. Die Eltern der Sportler übernehmen die Fahrten. Hofmann bezeichnet die gute Mitarbeit der Eltern als Garant für alle Erfolge. Zudem engagiert sich eine Kindergärtnerin aus Großschirma, sichtet Talente, schlägt die Mädchen und Jungen den Übungsleitern vor und spricht auch mit den Eltern. So sind die Bräunsdorfer auch für die Zukunft gerüstet. Eines will aber Hofmann noch loswerden. "Wenn man auch keine erfolgreichen Sportler hätte, aber ein Herz für die Leichtathletik hatte man hier schon immer. Anfang der 50er Jahre wurde der erste Crosslauf "Rund um den Wasserturm" gestartet. Diese Tradition haben wir beibehalten und im Vorjahr den 55. Lauf veranstaltet", sagte er. Der Sieger bei den Männern hieß Marco Hofmann. Prominente Gäste früherer Jahre waren dort Frank Baumgartl, Ralf Pöhnisch, Heiko Schinkitz (alle SC Karl-Marx-Stadt), Jörg Ludwig (Jena) und Konstantin Popow (Potsdam) sowie als Moderator die DDR-Reporter Legende Heinz Florian Oertel.

 

geschrieben von Mirko Weigelt

 

Quelle:

Zeitschrift Leichtathletik in Sachsen „Das offizielle Fachorgan des Leichtathletikverbandes Sachsen“- Ausgabe 01/2015

 

 

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